Im Deutsch-Unterricht haben sich die Schülerinnen und Schüler der Q3 mit der Moderne und Kafka beschäftigt. Es entstanden eigene Texte im Stil von Kafka:
Wer bin ich?
Als er erwachte, lag ich wieder auf seinen Schultern. Die Nacht hindurch hatte er sich gewälzt, hatte mich gedrückt, hatte mich vielleicht auch verflucht, doch er hatte mich nicht ablegen können.
Er konnte es nicht. Ich gehörte zu ihm. Ich weiß nicht, wo ich begann oder wann ich zu ihm kam. Ich war da, seitdem er denken kann. Manchmal schien ich ihm leicht, als wäre ich leer. Dann wieder war ich schwer, voll von Dingen, die nicht ihm gehörten, aber die er dennoch mit sich trug. Er wusste nicht, was in mir war.
Ich war sein Rucksack, ich war zu schwer, er zerbrach an mir.
Daniel.J, Mahmoud, Jan, Lukas
Wer steuert wen?
Ich hatte es bestellt, und nach ein paar Tagen lag es da. Es ist klein, schmal, rechteckig. Es lag regellos auf dem Tisch. Ich nahm es in die Hand. Es war kalt und glatt, aber nicht tot. Ich betrachtete es, jedoch war es still.
Nachdem ich den Bildschirm berührte, leuchtete es auf. Bevor ich etwas tun konnte, erschienen Zeichen, Zahlen, Nachrichten. Alle an mich gerichtet, alle ohne Absender. Ich wollte es ausschalten, da ich mich erschrocken hatte, jedoch fehlten die Knöpfe. Plötzlich fing es an zu vibrieren. Ein Anruf. Keine Nummer, kein Name. Ein starkes, flackerndes Licht. Ich wollte nicht rangehen, jedoch bewegten meine Finger sich von selbst.
Eine Stimme nimmt ab und spricht: „Du hast aber lange gebraucht“. Ich wollte antworten, jedoch löschte sich alles von selbst und der Bildschirm sah aus wie am Anfang. Alles löschte sich, mein Name, meine Nummer, die Nachricht, Ich.
Anmerkung:
Der Text zeigt, wie ein normales Handy zu einem unheimlichen Gegenstand werden kann. Es macht Dinge von selbst, und vermittelt ein Gefühl von keiner Kontrolle. Das Handy steht für die Abhängigkeit von Technologie. Wir nutzen das Handy immer und ständig, aber manchmal fühlt es sich so an als würde es die unbewusste Kontrolle über uns haben und und steuern.
Frage an die Leser: Steuern wir das Handy oder steuert das Handy uns?
Das zerbrechliche Gesetz
Ich kam heim, ein langer anstrengender Schultag lag hinter mir. Eine schlechte Note in Mathe. Mein Mathelehrer sagte mir: „Gib nicht auf. Ich helfe dir dich zu verbessern.“
Ich kam heim, mein Vater hatte einen langen Arbeitstag. Wortlos lege ich die Arbeit auf den Tisch vor meinen Vater. Er sah die Note stand auf und ging in die Küche. Er kam mit einem Ei. „Siehst du dieses Ei? Du bist das Ei. Wenn du richtig mit dem Druck umgehst, kannst du gut liefern. Kannst du viel aushalten. Jedes Ei kann brechen, aber nicht dieses Ei. Es ist ein starkes Ei, was trotz dem Druck halten muss.“
Meine zitternden Arme
„Immer wird auf mich geschaut“, dachte ich, „erwarten, dass ich sie führe. Doch wohin?“ Mein Arm zitterte, suchte nach Norden, suchte den Weg, fand ihn, verlor ihn aber wieder.
Hände drehten mich, Gesichter blickten verzweifelt auf mich hinab.
„Was, wenn ich falsch liege?“ meine Arme spielten verrückt. „Was, wenn der Norden, den ich zeige, falsch ist?“ Die Schritte der Reisenden zögerten, dann gingen sie in die Richtung, die ich vorgegeben hatte. Ich wusste nicht, ob sie ankamen.
Cansu, Tahia, Fatima, Alen, Chiara, Amir
Der moderne Käfig
Ein dunkler Raum, es brennt nur ein kleines Licht, doch ich erhellte den Raum mit meinem Bildschirm. Doch jetzt werde ich nicht mehr gebraucht, ich werde in den dunkeln Schrank gesteckt, ohne dass ich leuchten kann. Ich schlafe. In meinen Träumen aber werde ich gebraucht, genutzt und verdiene die Liebe meiner Spieler. In der Ferne sehe ich die bessere Variante von mir. Ich verliere die Zeit. Ich muss mich verbessern, um nicht ersetzt zu werden. Aber wie? Wie überzeugt man jemand, den man liebt, von der gegenseitigen Liebe? Ich verliere den Verstand, wenn ich darüber nachdenke. Die Träume verschwimmen.
Aui, Sky, Antonia, Simon, Luca, Alsa, Jessie
Das letzte Einhorn
Ich fühlte mich schon immer anders. In meiner Herde steche ich heraus. Wir alle
besitzen vier Hufe, einen Schweif und eine Mähne. Doch mein Horn ragt über die Köpfe der anderen hinweg. Es ist zwar nur ein kleines Detail und doch so ein großer Unterschied. Ich fühle mich fremd. Ihre Blicke kritisieren mich - wenn ich doch nur wie alle anderen sein kann. Ich lege mein Horn ab und tauche in der Menge unter.
Joline, Lilly, Dania, Kyrill, Julie, Luan, Manuela
Bild: https://pixabay.com/photos/prague-kafka-statue-%C4%8Dern%C3%BD-2455103/