Einige Schülerinnen und Schüler des Grundkurses Deutsch im Jahrgang 12 von Herrn Crawford-Keith haben im Kulturhaus Frankfurt eine Inszenierung von Heinrich von Kleists "Der zerbrochene Krug" gesehen. Hier sind zwei gelungene Rezensionen dazu!
Die erste Stimme:
Letzte Woche besuchten wir das Stück „der zerbrochene Krug“ im Kulturhaus Frankfurt - ein Theaterstück, welches durch seine moderne Darstellung sehr beeindruckte. In den Stück geht es um einen langen Gerichtsprozess, welcher von einen zerbrochenen Krug handelt. Im Laufe des Stücks wird die Wahrheit immer mehr aufgedeckt, bis Eve schließlich die Wahrheit ausspricht und den Richter Adam als schuldig spricht und somit das Gerichtsverfahren, jedoch ohne Erfolg, schließt. Das Kulturhaus Frankfurt interpretierte diese Geschichte auf seine eigene interessante und spannende Art.
Besonders beeindruckend war die Modernisierung des Stücks. Die Elemente des Stücks blieben erhalten, wurden jedoch durch moderne Aspekte, wie Kostüme oder den Einsatz von heutigen Technologien, unterstützt. Dadurch wirkte das Stück gleich viel ansprechender und sorgte zum Beispiel durch den Videoanruf für unterhaltsame Momente. Außerdem hat mir sehr gut gefallen, dass das originale Ende des Lustspiels beibehalten wurde. Durch dieses Ende wird das Publikum dazu angeregt, weiterhin über die Geschichte nachzudenken. Gleichzeitig finde ich es natürlich schade und traurig, dass es für Eve keine Gerechtigkeit gibt - dies hat mich jedoch schon beim Lesen des Stücks gestört. Allerdings empfand ich das Theaterstück teilweise als sehr intensiv und überfordernd. Besonders die angespannten Szenen, in denen mehrere Charaktere gleichzeitig schrieen oder sich hektisch bewegten, erschwerten die Konzentration auf das Geschehen. Dennoch hat dieses Chaos und die Hektik auch positiv zur Energie des Stücks beigetragen, da die vielen Emotionen und die große Verwirrung schlussendlich zum Aufdecken der Wahrheit verhalfen.
Insgesamt war es ein sehr spannendes und interessantes Theatererlebnis mit einer gelungenen Interpretation des Stücks, beeindruckenden Darstellern und großer schauspielerischer Leistung. Trotz der geladenen Momente ist es eine tolle Interpretation des Lustspiels, die auf moderne Art unterhält und zum Nachdenken anregt.
Hanna, 12a
Die zweite Stimme:
Die Inszenierung von Heinrich von Kleists "Der zerbrochne Krug" von 1811 in der Katakombe Frankfurt unter der Regie von Carola Moritz präsentiert das schon lange relevante Lustspiel in einer neuen Ausführung.
Während der allgemeine Handlungsverlauf erhalten bleibt und viel Treue zum Original herrscht, rückt die Aufführung das zuvor eher nebensächliche Thema der sexuellen Nötigung stärker in den Vordergrund und verleiht dem Stück somit eine heutige Relevanz. Im Zentrum der Handlung steht der Dorfrichter Adam, Jochen Nötzelmann-Stahl, der seine Machtstellung als Richter nutzt um zu versuchen, seine nächtlichen Verfehlungen zu vertuschen und die Schuld umzulenken. Sein Schreiber Licht, Jürgen Knittl und der kurz später aus der
Nachbarstadt eintreffende Gerichtsrat Walter, Christoph Gérard Stein, erkennen nach kurzer Zeit Adams Aussagen als widersprüchlich an, weigern sich jedoch bis zum Schluss diese Zweifel offen aufzuklären. Schließlich hat Walter ja auch nichts dagegen, mit Adam kumpelhaft noch zu einem Glas Wein anzustoßen. Auch weiter bringen Judith Speckmaier als Marthe Rull und Pia Louise Jahn als ihre Tochter Eve die Konflikte der weiblichen Figuren eindrucksvoll zum
Ausdruck. Hierbei versucht Frau Marthe stets Gehör für sich zu erlangen Justiz für ihren zerbrochene Krug zu erhalten. Tochter Eve jongliert währenddessen mit ihren Schuldgefühlen und der Frage, ob sie trotz Adams Druckmitteln die Wahrheit enthüllen solle. Leonard Schärf als Ruprecht ergänzt das Ensemble mit überzeugenden Darstellungen eines emotionalen, aber auch fälschlicherweise angeklagten Jugendlichen.
Grudsätzlich besitzt die in der Katakombe Frankfurt entstandene Inszenierung eine moderne und sehr interessante Note. Die Figuren treten in heutiger Alltagskleidung auf, beschäftigen sich zwischenzeitlich am Handy und auch Frau Brigitte, Carola Moritz selbst, wird zuletzt per Video befragt. Die Entscheidung, die Figuren in heutiger Alltagskleidung auftreten zu lassen, unterstreicht die Aktualität der behandelten Themen und zeigt, dass patriarchale Strukturen und Machtmissbrauch zeitlose Probleme sind und dass diese Veränderung nichts am tiefgründigem Inhalt des Stückes verändert.
Die Bühne, gestaltet von Friedrich-Wilhelm Gärtner, ist minimalistisch gehalten: Einige variable Holzelemente genügen, um verschiedene Szenen darzustellen. Diese Einfachheit lenkt den Fokus auf die Darsteller und ihre Interaktionen. Besonders der Schluss bleibt im Gedächtnis: Eve und Ruprecht finden kein glückliches Ende, was die Tragik der Geschichte betont.
Insgesamt bietet die Katakombe Frankfurt mit dieser Inszenierung eine tiefgründige und zugleich zeitgemäße Interpretation von Kleists Werk, die zum Nachdenken anregt und die Zuschauer beeindruckt.